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Gedanken von Ruby im August 2010:

Im Gegensatz zu Namie oder Xenia habe ich weder ein Gedicht, noch ein Bild oder gar ein Video als Andenken für Raychel gemacht. Ich kann nicht dichten, bin eine Niete im Zeichnen und für Musikvideos habe ich auch kein Händchen. Daher werde ich etwas über Raychel erzählen. So wie ich sie kennengelernt habe und warum sie mir so verdammt wichtig war:

"Über einen Zirkel im Anime / Manga Onlineclub Animexx habe ich Raychel Anfang 2008 kennen gelernt. Dieser Zirkel beschäftigte sich primär mit einem gemeinsamen Hobby von uns: dem Schreiben. Raychel liebte die geschriebene Sprache, war von ihrer Wirkung und Faszination regelrecht begeistert. Doch sie las nicht nur, sie schrieb auch eigene Geschichten und plante ein eigenes Buch. Durch das Schreiben über ein gemeinsames Thema kamen wir schließlich ins Gespräch. Wir verstanden uns von Anfang an sehr gut, begannen lange miteinander zu schreiben, uns über unser Hobby und uns selbst auszutauschen.

In dieser Zeit gewann ich Raychel wirklich sehr lieb. Sie war so fröhlich, so stark, als könne sie nichts aus der Bahn werfen...

Doch leider war dem nicht so. Nur wenige Monate später erkrankte sie an Krebs. Erst wollte sie mir nicht sagen, was sie hatte, tat es auf mein Bitten hin dann aber doch.

Krebs

Im ersten Moment klang es etwas seltsam. Krebs... Aber im Gegensatz zu vielen anderen Internetbekanntschaften, glaubte ich es ihr sofort. Auf eine skurrile Weise wusste ich, dass sie mich nicht anlog. Später erfuhr ich, dass sie aus Angst anfangs nichts von ihrer Erkrankung erzählen wollte, weil sie Angst hatte, dass ich dann nicht mehr mit ihr befreundet sein wolle. So, wie es einige ihrer "Freunde" getan haben. So ein Quatsch. Dafür war sie mir zu dem Zeitpunkt schon viel zu wichtig. Ich habe geweint, als sie mir das schrieb.

Raychel war einfach einzigartig!

Im Herbst und im Winter begannen dann die ersten harten Chemotherapien und ihre Folgen. Raychel wurde oft krank, schlief lange und man hörte kaum was von ihr. Wäre Xenia damals nicht gewesen, so hätte ich vermutlich nichts über Raychels Zustand erfahren.

An dieser Stelle nochmal ein großes Danke an dich.  

Obwohl es hart war, gab Raychel nicht auf. Sie biss sich durch und schaffte es, sich immer wieder von den Therapien zu erholen. Sie erzählte mir, dass es Momente gibt, in denen sie einfach nicht mehr wolle, in denen sie sich wünschte, dass alles einfach vorbei sei. Dass sie keine Chemo mehr wolle... Trotzdem machte sie weiter, meinte, dass sie uns nicht hier alleine lassen kann, dass sie für ihre Freunde und Familie weiterleben müsse.

In den Osterferien 09 hat sie mich dann überrascht. An einem Freitagabend fragte sie mich, ob ich Lust hätte, mich morgen mit ihr zu treffen. Dass sie dann zu mir fahren würde, da ihre Werte im Moment stabil seien. Nachdem ich das schnell mit meiner Mutter geklärt hatte, sagte ich ja. Ich freute mich riesig auf das Treffen am nächsten Tag.

Und es war großartig!

Anfangs hatte ich noch Angst, mich mit ihr zu treffen. Ich war mir nicht sicher, wie ich mit ihr umgehen sollte. Ich hatte noch nie mit jemandem zu tun, der im Rollstuhl saß. Im Endeffekt stellte sich dies als kein allzu großes Problem heraus. Raychel war, wie ich sie über das Internet kennen gelernt hatte. Nur noch liebenswerter. Wir haben uns lange unterhalten und so verdammt viel gelacht. Dieser Nachmittag hätte ewig so weiter gehen können. Leider waren es nur zwei oder drei Stunden, da Raychel dann wieder heimfahren musste. (Einwurf: Nein, es waren sechs, aber das haben die beiden gar nicht gemerkt!) Krefeld liegt nicht gerade einen Katzensprung entfernt. Im Sommer wolle sie mir Krefeld zeigen, sagte sie damals zu mir.

Die Monate bis zum Sommer vergingen eigentlich recht ereignislos. Ich machte meinen Abschluss an der Berufsfachschule, Raychel jagte eine Chemo nach der anderen und schließlich war es dann soweit. Sie lud mich zu sich nach Hause ein. Zusammen mit ihrer Mutter fuhr sie sogar extra zu mir in mein kleines Dorf, um mich abzuholen. Es waren nur ein paar Tage, aber sie waren einfach toll. Wir waren spazieren, haben Witze gerissen, unsjede Menge erzählt und viel gelacht. Ich war mit Raychel einmal sogar im Krankenhaus, da nur wenige Tage nach meiner Abreise bereits die Bestrahlungen anstand. Ich lernte sogar Xenia undTaku, zwei von Rays besten Freunden persönlich kennen.

Langsam ging es in den Endspurt. Ihre Krankheit dauerte nun schon ein Jahr und eigentlich - so zumindest laut Raychel - dauere die Behandlung zwischen 12 und 15 Monaten. Ihr Zustand hatte sich zwischendurch immer verbessert, aber von den Metastasen gab es nichts neues. Ende Oktober, als ich das letzte mal mit Raychel schrieb, sagte sie mir, dass es ihr im Moment besser ginge und dass es laut Ärzten besser geworden sei. Ich freute mich riesig, das zu hören. Doch nur zwei Tage später mailte Xenia, dass Raychel auf der Intensivstation liege und es ihr gar nicht gut ginge. Ich machte mir damals riesige Sorgen um Ray - wie öfters, wenn solche Nachrichten kamen - es ging ihr doch eigentlich schon besser. Am 31. Oktober starb sie dann. An dem Tag wusste ich noch nichts davon.

In der Nacht auf den ersten November hatte ich einen seltsamen Traum. Warum ich das hier schreibe? Weil ich von Raychel geträumt habe. Erst war ich mit meiner ehemaligen Schulklasse unterwegs und dann saßen wir alle in einem Raum, vorne hing eine Leinwand und wir wollten uns irgendeinen Film ansehen. Ich hörte plötzlich meinen Namen und drehte meinen Kopf zur Seite, weil ich wissen wollte, wer mich ansprach. Und da saß sie...Raychel. In einem langen weißen Gewand und mit - ja lacht ruhig - Flügeln. Ich umarmte sie und fragte sie, was sie hier mache. Sie meinte nur: "Es ist vorbei. Es ist endlich vorbei."
Ich wachte mit einem seltsamen Gefühl auf. Es ist vorbei, Ich wertete es als gutes Zeichen, dass sie die Therapie vielleicht gut überstanden hatte.
Doch als ich dann online kam und bereits sah, dass ich eine Nachricht hatte - ich musste nicht einmal sehen, von wem sie war - wurde mir schlagartig klar, dass Raychel tot war. Fragt mich nicht, woher ich das wusste, es war einfach ein Gefühl. Ein verdammt schlechtes. 
Als ich die Nachricht öffnete, war es, als sei ich in einer beklemmenden Stille gefangen. Ich weinte und ging nach vorne zu meiner Mutter und meiner Familie. Ich umarmte sie und weinte nur noch mehr. Meine Mutter war ratlos und wollte wissen, was los war. Ich sagte es ihr ... auch sie fing an zu weinen. Sie hatte Ray kennen gelernt. 
Die ganzen Tage danach war da so ein beklemmendes Gefühl... die Zeit wollte nicht vergehen, alles war gedämpft und leise...
Es war schrecklich...

Raychels Mutter schrieb mich später an und fragte mich ob ich etwas zu Rays Gedenkseite beitragen möchte. Ja, das wollte ich.
Nun hat es über ein halbes Jahr gedauert, bis es fertig ist. Ich bitte, dies zu entschuldigen. Auch, wenn der Text nicht Weltklasse ist, es fiel mir verdammt schwer, etwas zu schreiben, dass direkt für die Webseite gedacht ist. Einfach... weil Ray mir so wichtig ist! 
Dies hier ist bei weitem nicht der erste Gedanke oder der ersteText, den ich schreibe. Vieles habe ich wieder verworfen und gelöscht, ganz einfach, weil es "Mel" nicht gerecht werden würde.

Abschließen möchte ich hier mit einem Zitat von Mel: 
"Ein Blatt Papier voller Wörter ist wie eine Leinwand, auf die der Pinsel geschwungen wurde."

- Ruby -