Ein Jahr ohne Mel
Nun ist schon ein Jahr vergangen, seitdem Mel uns viel zu früh verlassen musste.
Oder erst? Wir wissen es nicht!
Wir stehen immer noch fassungslos vor ihrem Grab und quälen uns mit der Frage nach dem "warum?".
Warum unsere Tochter? Wir können es nicht verstehen.
Wer sagt, die Zeit heilt alle Wunden, der hat keine Ahnung, der kennt nicht diesen Schmerz,
der einen von innen heraus auffrisst.
Nichts ist besser - keine Linderung in Sicht!
In diesem Jahr hat sich unser Leben komplett verändert.
Alles, was mal wichtig war, läuft nebenbei.
An manchen Tagen funktionieren wir nur,
an anderen Tagen fragen wir uns, wie man diese Sehnsucht aushalten soll?
Wie kann man das aushalten? Wie können wir das aushalten?
Wie können wir ohne unsere Tochter weiterleben?
Aber haben wir die Wahl? Ein Mensch kann mehr aushalten, als wir jemals für möglich gehalten haben.
Aber dieses Aushalten hat Folgen. Wir haben uns verändert und ziehen uns zurück.
In diesem Jahr haben wir viel gelernt.
Wir haben nicht nur unsere Tochter verloren - nein, auch einen Teil von uns.
Wir haben vermeintliche Freunde und Bekannte verloren und unser Leben, wie wir es kannten.
Wir haben unseren Lebenssinn, unsere Sicherheit und unsere Zukunft verloren.
Einen Trost wird es nicht geben, kann es nicht geben!
Uns bleibt einzig und allein zusammen zu halten und uns gegenseitig zu stützen.
Anders wird es nicht gehen.
Auf schmerzhafte Sätze wie:
"Ihr seid so stark, ihr seid zu bewundern.", können wir verzichten.
Nein, wir waren nicht stark und es gab keinen Grund uns zu bewundern.
Bewundert ihr uns, weil wir das überlebt haben?
Nein, wir haben nicht gelebt, wir haben funktioniert.
Wir können auch auf Ratschläge von Menschen verzichten,
die diesen Schmerz nicht kennen, die nicht vor dem Grab ihres Kindes stehen müssen.
Versucht auch nicht, euch in unsere Situation hinein zu versetzen -
glaubt uns - das könnt ihr nicht.
Aber ihr könnt einfach mal für uns da sein, auch ohne Worte!
 | Dieses Bild haben wir zu Mels 1. Gedenktag von einem lieben Menschen bekommen, mit viel Mühe und Gefühl selbst gestaltet.Trotz allem haben wir uns sehr gefreut und es hat einen Ehrenplatz bei uns. |
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Als du gingst,
schwiegen die Vögel einen Augenblick und drehten die Uhren die Zeit zurück.
Als du gingst,
hatte sich das Meer hinter den Felsen versteckt, die Sonne brannte heißer denn je,
wurde von kleinen Wolken verdeckt.
Als du gingst,
war nur noch tiefe Trauer da, wir können nicht fassen, das sowas geschah.
Als du gingst,
wurden unsere Herzen schwer, wir fühlten uns traurig und unheimlich leer.
Als du gingst,
fühlten wir uns von Schmerzen geplagt, es zerreißt uns innerlich.
Als du gingst,
war noch keiner dafür bereit, weil wir dachten, es wäre noch so viel Zeit!
(Verfasser unbekannt)
Ein Jahr ohne Mel
Kein Gefühl kann beschreiben, was wir fühlen, seitdem du nicht mehr bei uns bist.
Keinen Trost kann es dafür geben, denn du kommst nie mehr zu uns zurück.
Keine Worte können beschreiben, welche Leere du hinterlassen hast.
Uns fehlt dein Lachen, deine Gedanken, deine Nähe, deine Umarmung, dein Mum und dein Dad.
Die Lücke, die du hinterlassen hast, kann nie gefüllt werden.
Was uns bleibt ist die Erinnerung an dich, Spuren deines so kurzen Lebens.
Überall spüren wir dich, überall und immer bist du in unseren Gedanken,
Augenblicke und Gefühle, die uns stets an dich erinnern werden.
Nie, niemals werden wir dich vergessen, denn wir tragen dich in unseren Herzen.
Immer - und unsere Liebe zu dir, unserem Engelchen, wird nie enden!
Der Jahresverlauf in der neuen Zeitrechnung
Weihnachten, Silvester, dein 1. Sternengeburtstag (dein 18.) - alles haben wir irgendwie geschafft.
Ist das Leben, wenn man etwas irgendwie geschafft hat? Da kommen Zweifel auf!
Arbeiten, aber wie?
Wieder arbeiten - geht das überhaupt?
Arbeiten, verantwortlich sein, Aufgaben übernehmen und erfüllen -
ja, es geht. Nie mehr so wie es war. Das Vertraute, das Unbeschwerte ist weg.
Man trägt eine Maske den ganzen Tag, lässt keinen an sich ran, lässt keine Gefühle zu,
um zu überleben. Sonst geht es nicht. Aber das ist nicht schlimm, denn die Kollegen sind froh,
dass sie sich nicht kümmern müssen, dass man funktioniert und nicht Mehrarbeit bedeutet.
Fragen bleiben offen
Dann haben wir nach etlichen Anläufen Mels Obduktionsbericht bekommen. Der Chefarzt der Kinderklinik
hatte ein Einsehen mit uns. Aufmachen oder lieber nicht? Wollen wir das wissen?
Ja, wir wollten - in der Hoffnung, dass wir einige Fragen beantwortet bekommen oder sicher waren, dass
alles für unser Mäuschen getan worden war.
Aber jetzt haben wir noch mehr Fragen wie vorher: bakterielle Entzündung der Herzklappe, die schließlich
zum Multi-Organ-Versagen geführt hat. Warum das nicht frühzeitig festgestellt werden konnte, kann uns
niemand sagen. Vielleicht gibt es auch keine Erklärung. Aber uns wird immer unbegreiflich sein, dass sowas
auf einer Intensivstation nicht erkannt wird. Krebs nicht mehr nachweisbar, der vermutete Strahlenschaden
auch nicht. So nah dran - es ist einfach nur zum Verzweifeln!
Horror - der 1. Urlaub
Im Sommer dann der 1. Urlaub "danach" - einfach nur schrecklich.
Das Koffer packen ist grausig, denn es wird ein Koffer weniger gepackt - keiner sagt was.
Am Flughafen bleibt der Stuhl neben uns leer, im Flugzeug auch - Tränen sind kaum zu vermeiden.
Am Urlaubsort sind Kinder über Kinder, glückliche Familien rundherum - nicht auszuhalten.
Uns wird schnell klar: das ist kein Urlaub, sondern die Hölle - zwei Wochen lang.
So werden wir nie wieder Urlaub machen.
Unsere Geburtstage fallen aus - wir können es nicht ertragen, irgendetwas ohne unseren Engel zu feiern.
Wie soll es weitergehen? Immer nur Maske? Ein klares Ja. Wir verstehen die Menschen nicht mehr.
Sie uns wahrscheinlich auch nicht. Freunde? Freunde haben wir schon lange keine mehr.
Sich mal melden, mit uns trauern - Fehlanzeige! Jeder lebt sein Leben und denkt, er ist selbst am
schlimmsten dran. Ist das zynisch? Ja! Ist das realistisch? Auf jeden Fall!
Mels Vermächtnis - Berlin
Im Herbst kommt die Tour nach Berlin - eigentlich mit Mel geplant, die ihrem Dad unbedingt die
Hauptstadt zeigen wollte. Wir fahren trotzdem, weil wir das Gefühl haben, dass das sein muss,
wie eine Art Vermächtnis. Und es ist schön, manchmal traurig, aber voller schöner Erinnerungen
an unsere Tochter, voller Anekdoten und Geschichten. Das tut uns gut.
Das 1. Jahrgedächtnis am 31.10.2010
365 Tage ohne unser Kind
365 Tage schlechte Träume
365 Tage Unverständnis
365 Tage nicht einschlafen können
365 Tage Tränen im Übermaß
365 Tage Sehnsucht, die uns das Herz zerreißt!
Zu wissen, dass unser Kind nun ein Jahr nicht mehr bei uns ist, reißt uns den Boden unter den Füßen
weg. Die Realität holt uns jeden Tag aufs neue ein, aber trotzdem ist das an diesem Tag besonders
schlimm. Eigentlich wollten wir Bilder vom Grab machen, aber das verschieben wir auf den nächsten Tag.
Aber am nächsten Tag trifft uns fast der Schlag als wir zum Friedhof kommen. Fast alles, was wir so liebevoll
in dem Jahr für Mel angeschafft haben, ist weg, einfach verschwunden. Mel war ein Gothic- und Japanfan.
Deshalb hatten wir eine japanische Steinlaterne als Grabbeleuchtung angeschafft - einfach weg.
Der dark angel, der Gecko, die schwarzen Rosen, die Drachenvase - alles geklaut. Dem Dieb sollen die
Hände abfaulen.
Mels Jahrestag wird von manchen Menschen als Halloween gefeiert. Da fehlte jemandem noch die
passende Deko. Es gibt Menschen auf diesem Planeten, die vor nichts zurück schrecken, die am
Jahrestag ein Grab leer räumen. Das lässt uns den Glauben an die Menschheit entgültig verlieren.
Nun kaufen wir nach und nach Sachen, von denen wir denken, dass sie unserem Engelchen gefallen
werden. Deshalb müssen Bilder jetzt noch warten.
Gedenkgottesdienst in der Uniklinik Düsseldorf im November 2010
Im November 2010 fand in der Kapelle der Uniklinik Düsseldorf ein Gedenkgottesdienst für alle verstorbenen Kinder der Kinderklinik statt. Für jedes in den vergangenen 12 Monaten verstorbene Kind wurde eine Kerze angezündet, die zuvor vom Pflegepersonal gebastelt wurde. Ich kann mir weiterhin nicht vorstellen, die Klinik nochmal zu betreten. Aber es gibt eine liebe andere Mutter, die mir die Bilder geschickt hat - danke dafür! Mels Kerze wurde uns zugeschickt und hat einen Ehrenplatz bei uns!