darkprincess-melaniehuemmer
Home
Ein junges Leben
Die Erkrankung
Mel hat Krebs!
Ewing-Sarkom
Herzen weinen
Mels Kunstwerke
Freunde fürs Leben
Gedanken / Gedichte
Für Nicht-Betroffene
Ein Jahr ohne Mel
Für unseren Engel
Zeit zum Danke sagen
Elterninitiative KK
Straße der Besten
Sternenkinder
Hilfreiche Links
Gästebuch
Kontakt
Sitemap
Impressum


So dunkel sah es in uns aus, als wir unsere geliebte Mel am 09.11.2009 verabschieden mussten!                

    Den Schmerz kann man nicht in Worte fassen.

 

 

Die Trauerrede von Frau Ruthsatz fanden wir so schön, so dass wir sie hier übernommen haben:

 

Trauerrede für Mel am 09.11.2009 in Krefeld-Bockum

Musik: Tote Hosen - Nur zu Besuch

"Es ist ein schöner Weg, der unauffällig zu dir führt..." -

eine Zeile aus dem Lied, das Melanies Eltern für den Anfang der Trauerfeier ihrer Tochter ausgesucht haben... - Ein Lied über den Weg zum Grab eines Menschen: "Es ist ein schöner Weg, der unauffällig zu dir führt..." -

Mit diesem Gedanken, dass die Menschen, die wir lieben, auch im Tod noch erreichbar sind für uns, darf ich also in Ihrem Namen, liebes Ehepaar Hümmer, alle Menschen begrüßen, die Mel zuliebe und ihr zu Ehren hierher gekommen sind: Verwandte, Nachbarn und Freunde und Freundinnen  aus den verschiedenen Generationen, mit denen Melanie im Gespräch war.

Dass ihr Leben zu Ende gegangen ist, ist wahrscheinlich auch jetzt noch nicht wirklich zu begreifen, auch wenn seit dem Tod nun schon ein paar Tage vergangen sind...

Zwar wussten natürlich gerade Sie, liebe Ute, lieber Kurt, wie ernst es um Ihre Tochter stand und wie schwer sie getroffen war durch ihre Erkrankung und was alles sie in den letzten 13 Monaten auszuhalten hatte...

Aber: weil man Mel ärztlicherseits eigentlich genausowenig aufgegeben hatte wie sie selbst sich aufgeben wollte, hat ihr Tod eben doch Sie alle getroffen wie ein Schlag und Sie vollkommen fassungslos gemacht -

Gleichsam von einem Moment zum anderen ist die Welt um Melanies Familie herum dunkel geworden - und wir anderen stehen hilflos da und wissen nicht genau, welche Worte jetzt aufrichten könnten und ob man überhaupt nur den Versuch unternehmen darf zu trösten, wo doch der Schmerz über Mels Tod so furchtbar ist und die Trauer so unendlich tief...

Wenn überhaupt, dann hätte vielleicht nur Melanie selbst das Recht, zu dem Moment hier etwas zu sagen...

Und - in allem Unglück ist es vielleicht doch ein Glück, dass es Worte gibt von ihr, die auch jetzt noch in uns etwas zum Klingen bringen können, obwohl sie rein äußerlich still geworden ist...

Denn: sie hat sich selbst als ein "Mensch der Worte" verstanden - und sie hat vieles aufgeschrieben, was ihr wichtig gewesen und geworden ist in der Zeit ihrer Krankheit - wie sie auch in den Jahren zuvor nachdenklich gewesen ist, sich nicht mit oberflächlicher Wahrnehmung zufrieden geben wollte, sondern immer schon ein bisschen "tiefer" zu sehen versucht hat ...

Und so gibt es Bilder von ihr davon, was sie "in der Tiefe" gesehen hat - und eben auch Worte dazu, die sie selbst uns heute womöglich sagen würde...

Ich lese einen Beitrag von ihr aus der Zeitschrift der Kinderkrebsklinik in Düsseldorf vom Herbst 2008. (steht bei Mels Texten)

Wir hören nun ein zweites Lied, dass Mels Eltern ausgesucht haben - Ein Lied, in dem (genau wie in dem gerade gelesenen Text) beides nebeneinander stehen darf: Verzweiflung und Hoffnung, Sehnsucht nach jemandem, den man vermisst und gleichzeitig liebt: "I love you - I miss you"

Liebes Ehepaar Hümmer, liebe Angehörige und Freunde von Melanie, die "viel zu früh" hestorben ist...

... ich glaube, vom Gefühl her würden wir das alle so sagen... Sie hat ja nicht einmal ihren 18. Geburtstag feiern können-, ist also nicht "volljährig" geworden-, hat sich nicht im Erwachsenleben einrichten können, für das sie viele Pläne und Ideen hatte...

Wer weiß, was aus ihr hätte werden können, was alles sie mit ihren verschiedenen Begabungen und Fähigkeiten angefangen hätte ... Eine Frage, die Sie, liebe Ute, lieber Kurt, wohl lange noch, vielleicht bis an Ihr eigenes Lebensende begleiten wird; "was wäre wenn..." - wenn Ihre Tochter hätte leben dürfen, so wie sie leben wollte ...

Nun - in den 17 1/2 Jahren, die sie gelebt hat, durfte sie schon ziemlich viel, das ist mein Eindruck-, hat sie durch ihre Eltern sehr viel Freiheit gehabt für ihre Entwicklung, hat sie diese Freiheit kein bisschen missbraucht, sondern ausgeschöpft und vielleicht gerade deshalb dies letzte Jahr mit einer Haltung ertragen, die ihresgleichen sucht...

"Ein Weg voller Ungewissheiten tut sich vor mir auf..." - das hat sie geschrieben, ziemlich schnell, nachdem man ihre Krankheit diagnostiziert hat... - "Nur ein falscher Schritt..." - und dann? bricht man weg...

Dass sie das so nüchtern und klar formulieren konnte, trotz des Schocks, den die Diagnose für sie bedeutet haben muss, lässt darauf schließen, dass sie sich über "ihren Weg an sich", über "richtige und falsche Schritte" auch zuvor schon Gedanken gemacht hat... Und was ihre Eltern von ihren Aktivitäten aus den "gesunden" Jahren erzählt haben, bestätigt das eigentlich ...

Sie ist weder als Kind noch als Jugendliche einfach so etwas wie eine "Mitläuferin" gewesen... Mag sie im Kindergarten, in den ersten Schuljahren deshalb vielleicht manchmal beinahe schüchtern gewirkt haben, so hat sie wohl doch auch da schon ziemlich genau beobachtet, was um sie herum geschieht -, hat sich "ein Bild davon gemacht" -, hat sich, im übertragenen Sinn des Wortes, also ein eigenes Urteil "bilden" wollen und hat zugleich, auch tatsächlich schon da angefangen, Bilder zu malen - mithin: die Wirklichkeit in verschiedenen "Schattierungen" zu sehen, eigene Perspektiven auszuprobieren, wo anderen Kindern noch alles eindeutig zu sein scheint...

nun - dass die Welt vieldeutig ist, dass man viele Geschichten erzählen und dieselbe Geschichte in ganz verschiedener Weise erzählen kann, das hat sie dann - sobald sie lesen konnte - ohnehin auch durch ihre Lektüre bestätigt gefunden...

Entgegen einer weitverbreiteten Befürchtung, dass Jugendliche wie sie, die mit Computern und dem Internet großwerden, keine Lust mehr haben, Bücher zu lesen, hat sie ziemlich viele Bücherregale gebraucht... Wenn sie auch sonst nicht sehr viele Ansprüche gestellt hat an ihre Eltern, was materielle Dinge angeht, so lag ihr wohl doch sehr daran, ihre Bücher greifbar zu haben, sie nach Fachgebieten zu ordnen und immer wieder nachschlagen zu können, was ihr wichtig war ... Und wenn sie in den vielen Wochen, die sie im letzten Jahr im Krankenhaus zubringen musste, sozusagen immer das lateinische Wörterbuch auf dem Nachttisch gehabt hat, dann zeigt das wiederum, dass sie nicht unbedingt den neuesten Trends nachlaufen musste, sondern sich sehr wohl auf alte Traditionen berufen können wollte - wie sie sich überhaupt mit der Vergangenheit gerade so aufmerksam beschäftigt hat wie mit der Gegenwart...

Sie hat Bücher über das alte Ägypten gelesen und genauso über die Philosophie des Abendlands - und manches in "Sophies Welt" kam ihr vielleicht ganauso phantastisch vor wie in ihren Fantasy-Büchern... Sie hat Harry Potter ernst genommen, wusste aber auch genauestens Bescheid über Anne Frank, die übrigens nur 16 Jahre alt geworden ist und doch ein bewundernswertes Leben geführt hat - auch das wird Mel sehr bewusste gewesen sein: "Ein Weg voller Ungewissheiten tut sich vor mir auf..."

Das hat sie eben nicht als einzige so erlebt - das haben auch andere vor ihr (und in der Kinderkrebsklinik zugleich mit ihr) so erfahren -

Aber einen solchen "Weg ins Ungewisse" sucht man sich nicht aus, das ist keine "Mode", die man einfach mal mitmacht, wie es einem gefällt, sondern eine ungeheuerliche Herausforderung ... -zeitweise (wie sie schreibt) natürlich verbunden mit "eisiger Kälte", die das Herz umfasst und mit "unendlicher Angst" vor den "unendlichen Tiefen", in die man stürzen kann, setzt man seine Schritte unbedacht oder falsch...

Also: den eigenen Weg finden und verantworten wollen - damit hat Melanie nicht erst im Verlauf ihrer Krankheit angefangen, hat aber auch während ihrer Krankheit darin nicht nachgelassen ... Und sie war dabei nicht allein, hat dabei zwar nicht beliebig viele Menschen um sich herum gehabt - krekskranke Menschen zu begleiten verlangt ja schon einen gewissen Mut - aber es gab eben doch: die praktische Unterstützung für Mel und ihre Eltern durch Angehörige und Freunde, die vielleicht nicht gut reden konnten über Krankheit und Leid, aber auf andere Weise Wärme in Mels schwierigen Alltag bringen konnten und ihr und Ute und Kurt und auch Melanies Oma manches Mal das Herz leichter gemacht haben durch ihre Hilfe, ihre Anwesenheit und Ansprechbarkeit...

Und dann gab es für Mel als einen "Menschen des Wortes", wie sie sich selbst verstanden hat, eben doch auch ganz eng vertraute Menschen, die ihre Worte verstanden haben und mit denen sie sich mühelos, auch über alle krankheitsbedingten Grenzen hinweg,verständigen und in Verbindung setzen konnte...

Diesen ihren engsten Freunden - genauer muss man sagen: diesen ihren engsten Freundinnen - hat sie denn auch in einem weiteren Text, den ich von ihr lesen durfte, ein Denkmal gesetzt... Beziehungen von großer Intensität waren das - Beziehungen, in denen man ungeschützt reden konnte über Träume und Enttäuschungen, über philosophische und alltägliche Fragen, über ihre eigenen verschiedenen Charaktere - über das Kranksein, aber immer wieder und glücklicherweise auch über ganz andere Dinge ... über "früher" z.B.

Tja, auch wenn man erst 16 oder 17 ist, gibt es nämlich schon ein "früher", an das man sich mit Dankbarkeit erinnern kann... - wie Mel sich sehr gern daran erinnert hat, wie sie mit der einen, etwas jüngeren Freundin z.B. schon vor langer Zeit die japanischen Comics und Filme entdeckt hat, die eigentlich eine ganz eigene Kunstform darstellen - Anime und Manga, über die sie sich dann auchmit den beiden anderen engen, fast gleichaltrigen Freundinnen austauschen konnte...

Für solche gemeinsam zu pflegenden Interessen ist das Internet natürlich ein Glücksfall - und dass Mel damit umgehen konnte, versteht sich von selbst - wie sie sich durch das Internet eben auch durch die Welt bewegen konnte, wenn sie wegen ihrerBeschwerden rein körperlich in ihren Bewegungsmöglichkeiten eingeschränkt war... Geistig einschränken lassen wollte sie sich dadurch aber keineswegs - und so hat sie wahrscheinlich immer wieder einmal virtuelle Ausflüge gemacht - in die Welt ihrer Freundinnen Taku, Ruby und Xenia - in die Welt der Musik, wie sie uns auch heute begleitet, oder in die Welt der Wale, für die sie sich genauso interessiert hat wie für ihre kleinen Meerschweinchen - Ausflüge in verschiedene Chat-Rooms, in deren einem übrigens der Kontakt zu der einen Freundin entstanden ist, die Mel dann Dank des Einsatzes ihrer Eltern tatsächlich auch in der Realität treffen konnte wie die anderen beiden sowieso - wer sagt, dass das Internet asozial mache? - Wobei man im Internet womöglich anders heißt als in der Realität, was aber der persönlichen Nähe zueinander keinen Abbruch tut ...

Also: während Melanie für ihre Großmutter noch Melli sein durfte, war sie im Internet Raychel, während Mel ihr gebräuchlicher Name im Alltag war - ein Spiel mit Identitäten - wie Mel es sich auch im Blick auf die Zukunft erlaubt hat. Sie hat trotz ihrer Erkrankung nicht auf Zukunftsperspektiven verzichten wollen, hat sich durch engagierte Lehrer auf den Schulabschluss vorbereitet - das Abitur z.B. stand ihr vielleicht ungefähr so vor Augen wie der kleine Fels im Meer, noch weit ab von ihrem eigenen Standort, und dazwischen die Meeresbrandung mit ihrer Gewalt - aber eben doch: ein sichtbares Ziel, ein handgreifliches Versprechen, das sie sich nicht nehmen lassen wollte ...-wie sie jetzt wohl auch Ihnen, liebes Ehepaar Hümmer, ein solches Ziel wünschen würde, damit Sie überhaupt weitergehen können in die Zukunft...

Wie hieß es in dem Eingangslied:

"Es ist ein schöner Weg, der unauffällig zu dir führt..." - gemeint ist damit: das Grab eines Menschen, den man so sehr geliebt hat und weiter lieben darf... Mels Grab wird für Mels engste Angehörige demnächst wohl ein oft besuchter Ort und immer wieder ein Ziel sein, ein kleines, unscheinbares Ziel vielleicht in den Augen fremder Menschen - aber für Sie doch wohl ein Ort der intensiven Nähe zu Ihrer Tochter, ihrer Nichte, ihrer Cousine...

"Wie es mir geht? Die Frage stellst du jedesmal" - so hieß es in dem Eingangslied von dem verstorbenen Menschen, mit dem man an seinem Grab - so wie früher - reden und immer noch hören kann, was ihm wichtig ist im Blick auf uns, die wir noch ein Weilchen leben dürfen...

Mel war es sehr wichtig, dass es den Menschen in ihrer Nähe gut geht. Andere traurig machen? Das wollte sie gar nicht - wollte ihren Eltern z.B. am allerwenigsten weh tun, weder ganz am Anfang noch jetzt am Ende ihres Lebens, obwohl Sie, liebe Ute, lieber Kurt, sich damals schon und auch jetzt wieder so sehr gesorgt haben um Ihr Kind... Aber in den Jahren dazwischen? Eben gar nicht... Ihre Tochter hat sich und Ihnen manche Konflikte erspart, die es in anderen Familien gibt, hat ihre Zeit, anstatt mit den Eltern zu streiten, lieber genutzt, um von Ihnen zu lernen und Sie zu verstehen, hat sich in ihrer Freude an Bildern und Farben dem Vater und in ihrer Freude an Sprache der Mutter nah gewusst... Dass es Ihnen beiden gut geht, trotz aller Trauer - und den anderen auch, die in Zukunft hier ihr Grab besuchen, oder anderswo an sie denken werden - das wäre wohl Mels Wunsch, wenn sie denn im Sterben noch einen Wunsch freigehabt hätte...

Gut, dass sie auch im Sterben nicht allein war, dass ihre Eltern bei ihr sein konnten bis zum letzten Atemzug und darüberhinaus - wie Menschen es in dem nun folgenden Lied einander im Angesicht des "Engels der Dunkelheit", des Todesengels versprechen: "Wir werden kämpfen, wir werden aufrecht bleiben bis zum Ende" ... - Ein Lied, das Mel auf ihrem Laptop hatte...

Lied: Dark Angel

Ich bitte Sie nun, als Zeichen Ihrer Achtung vor Melanie und als Ausdruck Ihres Dankes für ihr Leben aufzustehen. Wir trauern um Melanie Hümmer. Ihr Leben hat sich vollendet. Wir müssen sie im Tod nun zurücklegen in die Erde, in der alles Lebendige seinen Grund und sein Ziel hat. Wir gehen zusammen zum Grab - ein schwerer Weg, aber eben doch auch ein schöner Weg, weil die Menschen ihn gehen, die Mel berührt hat mit ihrer Lebensfreude, ihrer Zuversicht und ihrer Tapferkeit.

Wir möchten uns bei allen bedanken, die uns bei diesem schweren Weg begleitet haben!!!

 

 

 

09. November 2009

Mels 18. Geburtstag am 19.02.2010

So gerne hätten wir ihn mit unserem Engelchen gefeiert -

was uns bleibt sind Tränen an ihrem Grab!

             
   

Eine herkömmliche Grablaterne passt so gar nicht zu Mel - deshalb der Asia - Look!

 

Mels Leguan hat Wachposten bezogen!

 

Es musste ein Dark Angel sein -

passend zur dark princess!