Weil es keine Engel gibt, nennen wir sie Freunde Hallo erst mal, ich wurde von Frau Flaskamp gebeten, einen Bericht für die Schülerzeitung „Krass“ der Krankenschule zu schreiben, was ich auch gerne gemacht habe. Dann dachte ich, dass der Artikel sich auch gut für unsere KK04-Zeitung eignet, weilhier ja viele Betroffene wie ich sind. Aber vielleicht stelle ich mich erst einmal vor? Mein Name ist Melanie, allerdings verwende ich hier lieber meinen Spitznamen, den mir meine Freunde gegeben haben und diesen habe ich schon gute zwei Jahre: Raychel. Etwas ungewöhnlich vielleicht, aber ich hab ihn sehr gern. Also: Ich bin Raychel, 17 Jahre alt und Chemo-Patient in der Uni-Klinik Düsseldorf. Was ich für einen Krebs habe? Mein kleines Biest nennt sich Ewing-Sarkom, eine Form des Knochenkrebses. Ich hatte ihn am rechten Fuß. Der ist operiert worden, leider samt Vorderfuß, aber was lässt man nicht alles über sich ergehen, wenn man leben will? Der Primär-Tumor ist weg, jetzt werden die letzten Metastasen bekämpft, die das Mistding gestreut hatte. Das soweit zu meiner Krankheit, aber die ist nicht das Thema dieses Artikels, sondern die Menschen, die mir immer wieder Kraft zum Weiterkämpfen geben, neben meinen Eltern versteht sich. Freunde Seit ich krank bin, merke ich immer wieder, wie wichtig und was für ein Teil meines Lebens sie sind.Sie sind bei mir in guten Zeiten wie auch in richtig Schlechten wie diesen. Jeder der hier in der Klinik ist, hat hoffentlich solche Freunde. Für mich spielen meine Freunde eine genauso wichtige Rolle im Leben wie meine Familie, ja ich würde sie sogar als meine zweite Familie bezeichnen. Ich möchte euch hier gerne über drei Menschen berichten, die ich mehr als alles andere liebe. Allerdings benutze ich nicht ihre richtigen Namen, sondern eben ihre Spitznamen. Als erstes stelle ich euch meinen kleinen Schatz vor: Ihr Name ist Taku, sie ist 14 Jahre alt und wir kennen uns, seit ich sieben war. Man kann quasi sagen, dass wir beide zusammen aufgewachsen sind und deswegen liebe ich sie wirklich wie eine kleine Schwester, die sie auch immer für mich sein wird. Ich denke jetzt immer noch mit einem Funken Sehnsucht an unsere Kindheit zurück. Wir haben so vieles zusammen erlebt, wie es Kinder eben tun und vor allem haben wir das gemeinsam gefunden, was mich mit allen Drei verbindet: Anime&Manga. Für andere schlicht die japanischen Zeichentrickserien und Comics. Wir sahen schon immer mehr darin, sie ließen uns träumen von fremden Welten und Abenteuern, auf eine andere Weise wie es Bücher tun. Als Kinder spielten wir sie nach, erfanden Neues dazu oder unsere eigenen. Als ich krank wurde, schien es fast, als würde dieses Band von zehn Jahren reißen. Sie verstand so vieles nicht und ich war hilflos mit den Worten. Meine Mutter hat noch einmal alles gerettet und jetzt ist Taku immer an meiner Seite und hält mich auf dem Laufenden, was in meiner Welt, die für viele einfach seltsam ist, geschieht. Wenn ich wieder gesund bin, will sie mir auch helfen, dass ich mich wieder unter unseren Bekannten zurecht finde, mich wieder unter Menschen traue. Eine andere Person, die mich nach allen Möglichkeiten unterstützt, ist Ruby: Wie ich 17 Jahre alt und nur fünf Tage jünger als ich. Ich kenne sie durch das Internet, genauer gesagt durch animexx,de. Wir kennen uns jetzt schon gute eineinhalb Jahre und in der Zeit ist sie einfach wichtig für mich geworden. Unsere beider Interessen liegen im Schreiben und wir lieben die deutsche Sprache. Sie liest meine Sachen und verbessert sie und ich ihre. Eine Liebe durch die Buchstaben kann man sagen. Gerade seit ich krank bin, ist unsere Verbindung immer fester geworden. Anfangs hatte ich Angst, dass es ihr zu viel wird und sie sich einfach wie viele andere nicht wirklich zu interessieren scheint. Aber dies wurde in keiner Nachricht wahr. Sie war von Anfang und wird auch bis zum Ende für mich da sein. Bei ihr kann ich über all meine Ängste, Trauer, Wut und Enttäuschungen schreiben. Das habe ich mich anfangs bei meinen Freunden, die mich besucht haben, nie so richtig getraut. Warum, weiß ich selber nicht, aber wahrscheinlich aus Angst, es wären ihnen zu viel und sie würden mich verlassen, wie eine andere Person, aber zu der komme ich später. Ruby. Sie war in so vielen schweren Momenten für mich da und hat mich gestützt, mir Kraft gegeben. Wir kannten uns nur durch das Internet und waren uns nie wirklich begegnet. Ich lebe in NRW und sie in Hessen. Aber auch hier war meine Mutter der reinste Engel und hat mich einen Samstag bei guten Werten nach Hessen gefahren und es war… toll. Anfangs waren wir Beide unsicher, aber das legte sich schnell. Ruby war kein Stück anders, als wie ich es erwartet hatte, meine beste Freundin, mein Sonnenschein und heimlicher Schutzengel, in Form eines Engelchens, das sie mir zum Geburtstag schenkte. Ich danke ihr für alles, Verständnis, Trost und als Kraftquelle. Sobald ich wieder gesund bin, steht schon fest, dass ich sie nach Krefeld einlade. Vielleicht klappts ja sogar in den Sommerferien, wenn meine Behandlung bis dahin abgeschlossen ist. So und nun zu der Letzten in dem Trio, dem wichtigsten Menschen für mich. Sie ist meine selbst ernannte große Schwester, nur einen Monat älter als ich und stand mir die ganze Zeit bei: Xenia. Wir kennen uns seit gut drei Jahren und sind förmlich wie Seelenverwandte. Sie ist das lodernde Feuer und ich das tiefe Wasser, Ying-Yang, Gegensätze, die untrennbar zusammen gehören. Mit ihr habe ich das Schreiben zu verschiedenen Anime und Mangas angefangen und in vielen Sachen sind wir ein eingespieltes Team. Wie eine Schwester hat sie sich um mich gekümmert, immer schon. Seit ich jetzt Krebs habe, kommt sie regelmäßig vorbei, wenn meine Werte es zulassen und schaut nach mir. Sie will sich vergewissern, dass es mir wirklich “gut” geht und ich ihr auf Mexx nicht irgendwelche Lügen auftische. Das würde mir eh nicht gelingen. Sie kennt mich zu gut und durchschaut immer, wenn etwas bei mir nicht stimmt. Wir reden offen über alles, gerade jetzt. Sie weiß von meinen Sorgen und ich von ihrem Gefühl der Hilflosigkeit, mir nicht helfen zu können. Aber sie hilft mir allein schon genug dadurch, dass sie einfach mal vorbei kommt und für mich in schweren Zeiten da ist. Ich muss zu ihr gar nicht soviel sagen, einfach, dass ich sie liebe wie ein Mitglied meiner Familie. Es ist immer wieder schön, wenn sie vorbei kommt, denn sie lässt mich für ein paar Stunden meine Krankheit vergessen. Wenn das hier alles überstanden ist und ich endlich mit meinem Abitur beginnen kann, hat sie schon zugesag,t mir zu helfen wo sie nur kann, nicht nur in der Schule, sonder generell. Sie hat mir immer schon, den Rücken gestärkt. Das waren soweit meine schönen Erlebnisse in Sachen Freunde & Krebs, aber natürlich gab es auch schlechte und gerade von einem möchte ich euch erzählen. Mali Er war mein einziger männlicher Freund, ein guter Kumpel, wunderbarer Philosoph und Denker. Wir hatten die selbe Weltanschauung. Alles war gut - bis ich krank wurde. Ich weiß bis heute nicht, warum er plötzlich aufhörte, sich regelmäßig zu melden und immer wieder Treffen absagte. Vermutlich kam er mit meiner Erkrankung nicht klar, aber das wäre ein Punkt gewesen, über den er mit mir hätte reden können, denn ich war schon immer ein Mensch der Worte und das wusste er ganz genau. Nach meiner OP am Fuß und als er trotz Ankündigung nicht zum Besuch in die Klinik kam, hab ich dann den Schlussstrich gezogen. Ich gab ihm mit einer E-Mail noch eine letzte Chance - ich habe bis heute keine Antwort darauf. Von Taku, die ihm öfter mal begegnet ist und gefragt hat, was das soll, hab ich dann erfahren, dass er sich um Freunde kümmern muss, die Probleme haben. Also ist Krebs kein Problem? Damit war für mich endgültig diese Freundschaft beendet. Keine Ahnung, wie ich reagiere, wenn ich ihn nach meiner Genesung einmal treffe. Xenia rät mir, ihn einfach zu ignorieren. Mal abwarten,, ob ich mich in dem Moment beherrschen kann und ihm nicht an die Gurgel springe. Mali war aber das Schlimmste meiner Erlebnisse, weil ich ihm wirklich vertraut habe. Ansonsten ist der Kontakt zu vielen flüchtigen Bekannten abgebrochen. Man erkennt seine wahren Freunde in der Not und das waren meine Erfahrungen dazu. Ich danke meinen drei Freunden von Herzen. Für alles, was sie je für mich getan haben und tun werden. Den Titel für diese Zeilen habe ich auch nicht ohne Grund gewählt, denn: Sie sind meine drei Engel.  |